Tipps für den Alltag

Tipps für den Alltag mit einem autistischen Kind

Mit einem autistischen Kind zu leben und es zu begleiten, ist eine Herausforderung, die Zeit und Energie kostet – aber lohnenswert ist. Die wohl wichtigsten „Zutaten“, um ein autistisches Kind nachhaltig zu unterstützen, sind Geduld und Optimismus. Viele Verbesserungen brauchen Zeit, aber oft lassen sich Fortschritte verzeichnen, die man vorher nie für möglich gehalten hätte.

Inhaltsverzeichnis // Lesedauer: ca. 3:30 min

Strukturieren Sie den Alltag

  • Eine gewohnte Umgebung gibt Menschen mit Autismus-Spektrum-Störung Sicherheit. Sie brauchen verlässliche Abläufe und Regeln, um sich im Alltag zurechtzufinden.

  • Sie können Ihrem Kind helfen, indem sie einen festen Tagesablauf oder auch einen Wochenplan einführen und feste Rituale etablieren, die dem Kind Sicherheit und Geborgenheit vermitteln.

  • Führen Sie z. B. auch klare und eindeutige Vorgaben für das Miteinander ein, das für alle Familienmitglieder verbindlich ist.
  • Viele autistische Kinder profitieren sehr, wenn die Tagesstruktur bildlich oder schriftlich dargestellt wird.

Seien Sie geduldig

  • Denken Sie daran, dass Ihr autistisches Kind in kleinen Schritten lernt.

  • Stellen Sie nicht mehrere Anforderungen unmittelbar hintereinander – und schreiben Sie am besten alle auf.

  • Achten Sie darauf, dass Spiel- und Lernzeiten immer positiv enden, auch wenn es einmal nicht so gut läuft.

Seien Sie positiv

  • Für alle Kinder gilt, dass sie leichter lernen, wenn sie für positives Verhalten belohnt werden. Das gilt für autistische Kinder noch mehr. Lenken Sie also die Aufmerksamkeit auf das, was Ihr Kind gut gemacht hat – und loben sie es dafür oder belohnen sie es mit einer Kleinigkeit.

  • Eine positive Verstärkung kann auch darin bestehen, auf die besonderen Interessen Ihres Kindes einzugehen.

Sorgen Sie für Ordnung und Verlässlichkeit

  • Ihr autistisches Kind braucht noch viel mehr als andere Kinder Sicherheit und Überschaubarkeit. Achten Sie deshalb auf Ordnung in Ihren privaten Räumen – und halten Sie diese ein.

  • Legen Sie bei Verabredungen und sozialen Kontakten schon im Vorfeld die Dauer des Treffens fest.

  • Bieten Sie Ihrem Kind Ruhepausen und Rückzugsmöglichkeiten an, damit es sich bei Bedarf entspannen kann.

Drücken Sie sich in der Kommunikation deutlich aus

  • Autisten können Ironie oder Häme sowie Signale der nonverbalen Kommunikation meist nicht verstehen. Sprechen Sie deshalb einfach und unmissverständlich.

  • Verzichten Sie auf floskelhafte Redewendungen sowie auf doppeldeutige oder ironische Äußerungen – oder erklären Sie diese.

  • Erklären Sie Mimik und Gestik, wenn Sie das Gefühl haben, dass Ihr Kind Sie nicht verstehen kann.
  • Bedenken Sie auch, dass autistische Menschen vor allem dann Kontakt suchen, wenn sie Sachinformationen austauschen möchten.
  • Wenn Ihr Kind nicht sprechen kann, dann bieten Sie ihm alternative Kommunikationsmöglichkeiten an, z. B. Gebärdensprache, Kommunikation über Schreibtafeln, Computer oder Bildkarten.

Holen Sie sich Unterstützung

  • Das Leben mit einem autistischen Kind fordert die ganze Familie; Verhaltens- und Wahrnehmungsweisen müssen neu gedacht und das Familienleben vielleicht anders strukturiert werden. Holen Sie sich Hilfe, denn Ihr Kind braucht Eltern, die ausgeglichen sind.

  • Bitten Sie zum Beispiel die Großeltern, ob sie sich an einem Tag der Woche um Ihr autistisches Kind kümmern kann.

  • Vielleicht können auch andere Familienmitglieder kann auch Sie unterstützen oder Sie engagieren jemanden, der eine gewisse Zeit mit Ihrem Kind verbringt. So haben Sie Freiräume für Erholung, Zeit mit Ihrem Partner und mit Ihren anderen Kindern. Diese brauchen Ihre Zuwendung gleichermaßen.

  • Suchen Sie professionelle Unterstützung, z. B. in einem Autismus-Therapie-Zentrum oder einer Frühförderstelle.

Nutzen Sie Autismus-Selbsthilfegruppen und den Erfahrungsaustausch

  • Lassen Sie sich bei einem Autismus-Regionalverband in Ihrer Nähe beraten, welche Unterstützung es für Ihr autistisches Kind und für Sie gibt. Siehe dazu auch: Links zu Verbänden und Gruppen.

  • Suchen Sie sich eine Selbsthilfegruppe. So können Sie sich mit anderen Eltern austauschen und von deren Tipps und Erfahrungen profitieren. Viele Selbsthilfegruppen organisieren auch gemeinsame Freizeitangebote.
  • Nur in der großen Gemeinschaft eines Verbandes lassen sich Verbesserungen durchsetzen. Insofern helfen Sie sich und Ihrem Kind am meisten, wenn Sie sich für alle autistischen Menschen einsetzen.

Ergänzend kann es sinnvoll sein, dass Sie

  • Informationen über Autismus sammeln, z. B. über das Internet, in Zeitschriften und Literatur oder besuchen Vorträge und Seminare von Einrichtungen oder Einzelpersonen besuchen, die sich mit Autismus auskennen.

  • Informationen über Autismus an Personen weitergeben, die mit Ihrem Kind zu tun haben (z. B. Angehörige und Freunde, Mitarbeiter in Kindertagesstätten, Kindergarten, Schule), um deren Verständnis zu verbessern.
  • Hilfen für Kita, Kindergarten oder Schule mit den zuständigen Erziehern und Lehrern besprechen und dabei Vorschläge für den Umgang mit Ihrem Kind machen (was fällt Ihrem Kind schwer, was wäre hilfreich?) sowie einen individuellen Nachteilsausgleich zu erarbeiten.

Gut zu wissen: Weitere Beratungsangebote und finanzielle Unterstützung

  • Nutzen Sie Beratungsangebote in Ihrer Region, um sich über allgemeine Fragen zu Behinderung, Teilhabe, relevante Behörden zu informieren, z. B. sozial- oder gemeindepsychiatrische Beratungsstellen oder ergänzende unabhängige Teilhabeberatung (EUTB).

  • Autistische Störungen gelten regelmäßig als Behinderung nach Sozialgesetzbuch IV, da eine Spektrum-Diagnose vielfältige Beeinträchtigungen der Teilhabe an der Gesellschaft bedeutet. In diesem Fall können „behinderungsbedingte Nachteilsausgleiche“ geltend gemacht werden. Diese steuerrechtlichen Nachteilsausgleiche können häufig auch noch rückwirkend beantragt werden.

  • Nach Diagnosestellung haben Sie gegebenenfalls auch Anrecht auf Leistungen der Pflegeversicherung nach Sozialgesetzbuch IV und können einen entsprechenden Antrag stellen. Über Einzelheiten informiert z. B. ein Merkblatt des Bundesverbandes für körper- und mehrfachbehinderte Menschen.

Weiterführende Informationen

Weitere Infos zu Autismus-Spektrum-Störungen

Allgemeine Informationen zu Autismus

Hilfe bei Schlafproblemen

Zuletzt aktualisiert am 27.03.2023