Welche Ursachen und Risikofaktoren für Autismus sind bekannt?
Welche Ursachen für Autismus sind bekannt?
Die Ursachen von Autismus waren lange Zeit unbekannt. Inzwischen ist das Phänomen „Autismus“ zwar sehr gut beschrieben – doch noch immer ist nicht vollständig erforscht, weshalb ein Mensch zum Autisten wird. Wissenschaftler gehen heute davon aus, dass Autismus aus dem Zusammenspiel mehrerer Faktoren entsteht; eine wesentliche Rolle spielen dabei Gene und genetische Prozesse. Das erklärt auch, weshalb Autismus familiär gehäuft auftritt und eineiige Zwillinge mit weitgehend identischem Genmaterial im Vergleich häufiger betroffen sind als zweieiige Zwillinge.
Klar ist: Ein spezielles Autismus-Gen gibt es nicht. In jahrzehntelanger Forschung ließen sich keine einzelnen Genmutationen finden, die nur bei Menschen im Autismus-Spektrum nachweisbar wären – und ebenso wenig bestimmte Kombinationen von Genvarianten. Wahrscheinlich ist, dass eine Vielzahl neurologischer und genetischer Faktoren zu Besonderheiten in der Informations- und Wahrnehmungsverarbeitung führen, auch wenn diese noch nicht alle identifiziert werden konnten.
Wichtig zu wissen
Autismus wird auf keinen Fall durch Fehler bei der Erziehung ausgelöst und auch nicht durch Impfungen. Ebenso wenig hat er etwas mit Unwillen, Unvermögen oder schlechtem Benehmen der Menschen mit Autismus zu tun.
Mehrere Erklärungsansätze
Als Auslöser für Autismus-Spektrum-Störungen werden sowohl einfache als auch Kombinationen mehrerer Genmutationen diskutiert. Ebenso möglich ist eine individuelle genetische Anlage, die in Verbindung mit Umweltfaktoren zu Autismus führen könnte. Diese können z. B. sein:
- Stress vor und während der Geburt
- eine vorgeburtliche virale Infektion der Mutter, wie Röteln, Masern oder Zytomegalien
- Zinkmangel
- mütterlicher Diabetes oder
- Kontakt mit Giften, wie z. B. Pestiziden, Beruhigungsmitteln oder Anti-Epileptika.
Wissenschaftler entdeckten auch strukturelle und funktionelle Gehirnveränderungen, unter anderem eine schlechtere „Verschaltung“ der einzelnen Hirnbereiche untereinander. In der Folge kommt es zu einer geringeren Kommunikationsfähigkeit der Hirnareale untereinander sowie zu einer veränderten Aktivierung der verschiedenen Bereiche im Gehirn bei unterschiedlichen Aufgabenstellungen.
Ganz sicher ist aber schon seit langer Zeit, dass weder Erziehungsfehler Autismus verursachen noch emotional kühle Eltern. Über Jahrzehnte hinweg kursierten falsche Vorstellungen, die bei Müttern und Vätern ein schlechtes Gewissen nährten. So sah Leo Kanner – jener Psychologe, der 1943 als Erster den frühkindlichen Autismus beschrieb – fehlende mütterliche Zuneigung als Ursache von Autismus, und noch bis in 60iger Jahre hinein wurden Mütter autistischer Kinder mitunter als „Kühlschrankmütter“ bezeichnet.
Die Ursachen von Autismus sind vielschichtig und komplex – und das erklärt vielleicht auch, weshalb es innerhalb des Spektrums eine große Vielfalt individueller Ausprägungen gibt und kein Autist dem anderen gleicht.